Ich verstehe Freddys Kritik am Ende der Folge. Aus heutiger Sicht erscheint der Sound rückwärtsgewandt und der Gesang stellenweise melodiös etwas überstrapaziert. Dennoch liebe ich dieses Album. Ich bin mit den Smiths aufgewachsen. Als sie sich 1987 trennten, war ich 18 Jahre alt. “The Queen is dead” war damals DAS Album für uns. Der Sound war unerhört und die Texte unverschämt, bissig und erfrischend geistreich. „Bigmouth strikes again“ war DER Kracher. Beim Gitarren-Intro stürmte alles auf die Tanzfläche in den Läden, die damals nicht mehr Disco und noch nicht Clubs geheißen haben. „There is a light that never goes out“ war nur bei uns eingefleischten Fans bekannt, denn es wurde als Single erst später veröffentlicht, als es die Band schon ein paar Jahre nicht mehr gab. War es 1991? Die Ironie mit dem „double decker bus“ und dem „ten-ton truck“ haben wir damals aber schon kapiert. „To die by your side is such a heavenly way to die“. Herrlich! Letztlich das Thema sexuelle Orientierung. Dass die Songtexte mit einer Selbstverständlichkeit die Grenzen zwischen Hetero- und Homosexualität verwischen, also nicht die gängigen Schubladen bedienen, war damals als Jugendlicher ein neuer Ansatz für mich. Was ich immer als sehr befreiend empfunden habe. „Liebe ist universell“ oder ähnliche Slogans gab es damals nicht. Oder ich kannte sie nur nicht. Boy George als Gegenentwurf wurde von Freddy erwähnt. George Michael und andere Künstler:innen hielten sich noch gänzlich bedeckt. Schwulsein war überschattet von AIDS (die Geißel Gottes für sündiges Verhalten?) und entweder SM-Praktiken à la Frankie goes to Hollywood oder Glitzerstrumpfhosen. Das Spektrum wurde durch die Smiths erweitert. Es gibt nichts zu „bekennen“. Leb wie es dir gefällt und lieb wen du magst. In diesem Sinne!